Bei der Aufzählung der historischen Spuren der Brüder-Unität dürfen wir die uralte Brüder-Linde beim Haus Nr. 77. nicht vergessen. Der Baumstamm der Linde ist 8,4 m breit, 32 m hoch und das Alter wird auf mehr als 450 Jahre geschätzt. Obwohl der Baum etwas abseits wächst und den Blicken aus der Umgebung verborgen bleibt, handelt es sich um eines der Wahrzeichen des Ortes und der Kleinstadt. Wenn Sie sich die Linde ansehen möchten, müssen Sie sich bis zur beschriebenen Stelle aufmachen.
Einer Sage nach pflanzten den Baum die Böhmischen Brüder bei Verlassen ihrer Heimat im Jahre 1547 bzw. 1548, als das Gemeinschaftshaus geschlossen und sie des Landes verwiesen wurden.
So, wie sich alle anderen Ereignisse in den Schleier der Jahrhunderte hüllen und aus historischen Tatsachen Legenden werden, kursieren auch mehreren Varianten des Ursprungs dieser Linde.
Einer Variante nach wuchs sie aus den Tränen der Böhmischen Brüder empor, die sich von ihrer Heimat verabschieden mussten. Einer anderen nach wuchs sie aus halb vertrockneten Zweigen oder Ästen, die Glaube, Hoffnung und Liebe symbolisieren sollten. Angeblich wurden die Zweige von den Brüdern in den Boden gesetzt, nachdem sich diese an dieser Stelle etwas Erdreich ausgegraben hatten, um eine Erinnerung an ihre Heimat mit in die Fremde zu nehmen. Welche Variante auch stimmen mag, eines ist klar: der uralte, aus drei einzelnen Stämmen hochgewachsene Baum erinnert an einen traurigen Abschnitt der tschechischen Geschichte.
Heute hat die Linde nur noch zwei Stämme, da einer bei einem Sturm im Jahre 1930 abgebrochen ist. Aus dem Holz dieses Stamms wurden für die erneuerte Brüder-Unität ein Kelch und eine Messeschale geschnitzt. Die Linde wird regelmäßig auf ihren Zustand überprüft. Die Kleinstadt Kunvald pflegt die Linde mit dem Ziel, diesen bewundernswerten, majestätischen und wunderschönen Baum für noch viele Jahre zu erhalten.